John Peel Order of the British Empire, Officer, (* 30. August 1939 in Heswall, Großbritannien; † 25. Oktober 2004 in Cuzco, Peru; bürgerlich John Robert Parker Ravenscroft) war ein englischer Radio-Moderator und DJ. Peel galt bis zu seinem Tod als einer der einflussreichsten Experten für Popmusik.

Bereits seit Frühjahr 1957 strahlte die BBC vorproduzierte Musiksendungen aus. Ermöglicht wurde dies durch eine Einverständniserklärung der britischen Musikergewerkschaft aus dem Jahr 1956, nach der Live-Sessions vorproduziert werden durften. Daraus entwickelte sich für neue Musikgruppen die Verpflichtung, sich einer Audition zu unterziehen, auf deren Basis die Programmverantwortlichen entschieden, ob sie die Musik dieser Gruppe senden. Während dieser mehrstündigen Sessions hatte jede Band nur 45 Minuten zum Soundcheck, Proben und für die Aufnahme von drei Titeln. Eine Talent Selection Group wählte in einer wöchentlichen Sitzung die Gruppen aus, die in der Sendung Saturday Club vorgestellt wurden. Auch die noch unbekannten Beatles nahmen am 7. März 1962 an einer solchen Vorauswahl teil. 1963 übernahm Bernie Andrews diese Aufnahmesessions als Koproduzent. 1966 entwickelte er die so genannte Double Sessions, bei denen die BBC-Verantwortlichen und die Bands sieben Stunden im Studio verbrachten, sodass genügend Material für eine neue dreistündige Sendung namens Top Gear entstand. Als Moderatoren wurden John Peel und Pete Drummond ausgewählt, und die erste Sendung wurde am Sonntag, den 1. Oktober 1967, von 14:00 bis 17:00 Uhr ausgestrahlt.

RADIO DJ

Peels Sendung bei der BBC hieß zuerst Top Gear (später: John Peel) und spiegelte von Anfang an seinen eigenen Geschmack wider. In den folgenden Jahren war er es, der als Erster die Musikbewegungen Punk, Reggae und Hip-Hop über Radiofrequenzen verbreitete. Ende der 1970er Jahre wurde die Band The Fall seine Lieblingsband, der er bis zu seinem Tod treu blieb. In späteren Jahren wurde seine Sendung oft aus seinem Landhaus in Suffolk übertragen, wo er sich ein Studio eingerichtet hatte. Dies führte dazu, dass man gelegentlich Außengeräusche hören konnte, die er stets in die Sendung mit einband und kommentierte.

Trotz seiner über vierzigjährigen Radiolaufbahn ließ sein Interesse für neue, ungewöhnliche Indie-Rock-Musik nie nach. Durch die Ausstrahlung auf BBC World Service und BFBS bekam er aus aller Welt Unmengen an Demotapes, Platten und CD (oft über 200 pro Woche) zugeschickt – viel mehr als er auch nur hätte anspielen können. Viele Bands erhofften sich, von ihm entdeckt und durch Ausstrahlung in seinen Sendungen bekannt zu werden.

Ein wichtiger Teil von Peels Sendung waren die Peel Sessions, für die er an die 4.000 mal Bands ins Studio einlud, um ohne aufwändige Produktion in kurzer Zeit live die Stücke einzuspielen. Viele Peel Sessions wurden als Tonträger veröffentlicht. Die erste Session spielte am 21. September 1967 die Gruppe Tomorrow, die zweite Session eine Woche später spielte Pink Floyd.

John Peel hat viele ganz unterschiedliche Bands und Musikrichtungen gefördert. Zu den Künstlern und Bands, die ihm viel zu verdanken haben, gehören unter anderem Atari Teenage Riot, Aphex Twin, Bolt Thrower, Marc Bolan, David Bowie, Carcass, The Clash, The Cure, The Fall, FSK, Joy Division, Half Man Half Biscuit, Killing Joke, Napalm Death, New Order, New Model Army, Nirvana, Pink Floyd, P J Harvey, Pulp, Roxy Music, Sex Pistols, Tangerine Dream, The Smiths, The Sugarcubes und Björk, Rod Stewart, T. Rex, U2, The Undertones, The Velvet Underground, The Wedding Present, The Shins sowie The White Stripes u.v.a.

 

PEEL SESSIONS

Die Peel Sessions waren eine Reihe von Studioaufnahmen, die Künstler verschiedener Musikrichtungen für das Radioprogramm von BBC Radio 1 tätigten. Es entstanden im Zeitraum von 1967 bis 2004 rund 4.400 Sessions von rund 2.000 verschiedenen Künstlern.

Die erste Session, die für Top Gear aufgenommen wurde, fand am 21. September 1967 mit der Gruppe Tomorrow um den Gitarristen Steve Howe statt. Die weiteren Sessions waren Aufnahmen von Traffic (25. September 1967) und ursprünglich für Saturday Club aufgenommene Sessions von Pink Floyd. Während der ersten Wochen hatten Drummond und Peel keinen Einfluss auf die Auswahl der Gruppen und auf die Programmgestaltung. Erstmals Einfluss auf die Sessions nahm Peel mit Tyrannosaurus Rex, die auf sein Drängen hin am 30. Oktober 1967 aufnahmen. Die Musik fiel in der Redaktionssitzung durch und Bernie Andrews wurde nahegelegt, Peel zu kündigen. Doch dieser verlängerte daraufhin den Vertrag mit Peel um zunächst sieben Wochen. Auch die Hörer zeigten sich von John Peel begeistert und Ende 1967 entschied die BBC, dass Peel die Sendung ab sofort allein präsentiert.

Ab Mitte der 1970er begann Peel die Bands der aufkommenden Punk-Bewegung zu den Sessions einzuladen. Zu den Gruppen gehörten 1975 die Ramones und 1976 The Damned. Auch gab er jungen Bands wie The Cure (Session vom 4. Dezember 1978) die Möglichkeit aufzunehmen, sodass die Peel Sessions sich Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre zu einem Karrieresprungbrett für unbekannte Musikgruppen entwickelten. Zu den Neuentdeckungen der 1980er Jahre gehörten Gruppen wie The Smiths, The Farm oder Frankie Goes to Hollywood. Ab 1987 trugen die Peel Sessions entscheidend zum kommerziellen Erfolg der ersten Welle des Grindcore bei, führende britische Vertreter dieses neuen Musikstils wie Napalm Death, Extreme Noise Terror und Carcass nahmen an den Sessions teil. In den 1990ern wurde das Team von Peel mit Alison Howe und Matthew Bannister verjüngt, während John Walters das Produzententeam verließ, die Sessions fokussierten sich mehr auf elektronische Musik und den musikalischen Mainstream. Mit dem Tod von Peel am 25. Oktober 2004 endeten die Peel Sessions.